Das Piraten-Sponti

Es war ein sonniger Sonntag, an dem eine große Feier stattfinden sollte. Ein großes Fest; das Sommerfest, wie ihn die Bewohner der Pelz-Island nannten. Immer, wenn der Sommer eintraf wurden Stände aufgebaut, neue Läden eröffnet und die verschiedensten Veranstaltungen organisiert. Wieso der Sommer so besonders war? Er trat nur alle 2 Jahre für einen Monat lang ein. So wie auch dieses Jahr, was bedeutete, dass es nun einen Monat lang wild auf der Insel zugehen würde. Alle freuten sich auf dieses Ereignis, doch am meisten freute sich Opa Gunther, denn dieser hatte große Pläne...

Grinsend saß der alte Mann in seinem Schaukelstuhl und beobachtete von seiner Terrasse aus die Kinder, die schon wieder auf seinem Rasen spielten. Er rückte seine Brille zurecht und stand von seinem Schaukelstuhl auf, um in sein Haus zu gehen, nur um 5 Minuten später wieder mit einer Shotgun aus dem Haus zu kommen. Mit langsamen, klapperigen Schritten lief er auf die Kinder zu, blieb etwa 10 Meter entfernt stehen und zielte auf diese. "He, ihr Rotzbengel! Runter von meinem Rasen, außer ihr wollt, dass ich euch die Köpfe weg schieße!" Keine Sekunde später tat sich ein Loch zu den Füßen der Kinder auf. Er hatte auf sie geschossen. Kreischend rannten sie von seinem Grundstück und in das Dorf, in dem schon ein großes Treiben herrschte. Doch für Opa Gunther war es kein Schweres, den Überblick zu bewahren. Von seinem Haus aus konnte er ohnehin die ganze Insel überblicken, welche nur ein einziges, großes Dorf beherbergte.
Leise kicherte er in sich hinein. Schon bald würde es soweit sein. Seine große Stehlaktion würde starten, sobald alle von den Veranstaltungen und großen Ständen abgelenkt wurden. Opa Gunther war vielleicht schon 76, aber er war nicht zu unterschätzen. Er lief vielleicht gekrümmt, langsam und klapprig, aber das war alles nur Show. In Wahrheit war er flink wie ein Affe. Wenn man sich ihm zu sehr näherte konnte man froh sein, wenn man noch die eigene Unterwäsche besaß...
Nun aber musste er sich an seine Recherchen machen. Immerhin musste er wissen, wer die meiste Kohle besaß. Doch bevor er dies tat, betrat er noch einmal sein Haus. Dort wurde er auch schon von seiner Frau angeschnauzt: "Gunther! Weißt du eigentlich, dass der Kühlschrank schon wieder leer ist?! Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du dir endlich einen richtigen Job suchen sollst?! Aber nein, der Herr weiß ja alles besser.." Dem Rest hörte er auch schon gar nicht mehr zu. Denn sobald er sich auf eine Diskussion mit Margarete einließ, hörte sie den ganzen Tag nicht auf zu reden. Manchmal fragte er sich, wie diese Frau es schaffte, über 84 000 Wörter pro Tag zu sprechen...
Nur noch die rot-braun karierte Krawatte binden und schon war er bereit. Er musste immerhin schick aussehen. Wer würde schon hinter einem alten, klapperigen Mann, der sich die Mühe gab eine Krawatte zu binden, einen Dieb vermuten? "Warte nicht mit dem Abendessen auf mich." Und schon war er verschwunden. Das Gezeter seiner Frau hörte er nicht mehr...